
DGB-Regionsgeschäftsführer Werner Leis erinnerte an die Errungenschaften der Gewerkschaftsbewegung, vom Kampf für den Acht-Stunden-Tag 1890 bis zum jüngst erstrittenen Mindestlohn. Der müsse für alle gelten. Leis begrüßte das von den maßge- benden regionalen Akteuren erarbeitete Regionale Entwicklungskonzept: Der DGB und die Gewerkschaften wollen darin „Gute Arbeit“ zu einem selbstverständlichen Markenzeichen machen.

Auf europäischer Ebene kritisierte er die „neoliberale Politik der Spardiktate“ in Europa. Eng damit zusammen hänge der Frieden: „Frieden bedeutet, gemeinsam für ein gutes Leben in Demokratie und sozialer Gerechtigkeit einzutreten.“ Der DGB-Vorsitzende plädierte für einen menschlicheren Umgang mit Flüchtlingen. In der Region sei ein erster Schritt getan, indem aus den Notunterkünften Erstaufnahmeeinrichtungen würden.
Alican Sevim von der Jungen GEW Siegen kritisierte die gesellschaftliche Ignoranz in Deutschland gegenüber dem Leid der Flüchtlinge, die vor den Toren Europas umkommen. Er appellierte, sich klar gegen Ausländerfeindlichkeit zu positionieren.

Johanna Wörster von der Jugend der IG Metall Siegen betonte die Bedeutung des Mindestlohns für junge Leute und forderte eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Verbesserungen im Bildungssystem.

Die Arbeit der Zukunft – ein großes Thema mit dicken Brettern. Gastredner Thorsten Hagedorn, Geschäftsstellenleiter der EVG in Köln, verdeutlichte, dass den Gewerkschaften die Arbeit nicht ausgehen wird: Er umriss, was bei Minijobs, Leiharbeit, Werkverträgen, Scheinselbständigkeit, Schwarzarbeit und Lohndumping im Argen liegt. Zur Umsetzung des Mindestlohns forderte er unter anderem, Gewerkschaften müssten bei Missachtung das Recht haben, zu klagen, und Verstöße müssten stärker juristisch verfolgt werden. Millionen Rentnern drohe in Zukunft Altersarmut. Der DGB habe ein Modell vorgelegt, mit dem dringend nötige Leistungsverbesserungen bezahlt werden könnten. Als Schande bezeichnete er, dass Frauen in Deutschland im Durchschnitt 22 Prozent weniger als Männer verdienten. „In keinem anderen Land ist die Entgeltlücke so groß.“

Sorge bereite ihm auch der zunehmende Rechtspopulismus. „Auch in Zukunft werden wir eindeutig Stellung beziehen: Wir wehren uns gegen Rechtsextremismus und Nationalismus, gegen Rassismus und Intoleranz. Keinen Fußbreit den Rechten!“
Thomas Mehlin vom Verdi-Bezirk Siegen-Olpe rief dazu auf, die Aufwertungskampagne in den Sozial- und Erziehungsdiensten zu unterstützen. Die gesamtgesellschaftliche Wertschätzung dieser Arbeit müsse steigen.
Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften trugen im Lokschuppen auch dem Umstand Rechnung, dass der 1. Mai ein Feiertag ist: Die Band „Gum boots“ spielte auf, der Chor „Vorwärts“ animierte zum Mitsingen, und viele Gewerkschafter und Demonstranten brachten ihre Kinder mit – der Lokschuppen ist schließlich auch ein spannender Spielplatz.
