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260 Gewerkschafter der IG Metall Siegen sind seit 60, 50, 40 oder 25 Jahren dabei

Erfahrung der Älteren wird heute besonders gebraucht

16.11.2013 I 260 Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft: Das klingt eigentlich nach einer zähen und steifen Veranstaltung – eigentlich, denn die IG Metall Siegen bittet bei ihrer alljährlichen Jubilarfeier nicht die vielen Jubilare zu einem endlosen Ehrungsreigen auf die Bühne, sondern die, die sich darauf verstehen. So bietet die Gewerkschaft den zu Ehrenden einen geselligen Abend mit einem professionellen Musik- und Varietee-Programm – aber auch mit einer politischen Komponente.

260 Jubilare wurden für 60-, 50-, 40- und 25-jährige Mitgliedschaft geehrt – nur ein Teil passte aufs Foto.
In der voll besetzten Bismarckhalle in Weidenau begrüßte der Zweite Bevollmächtigte Wolfgang Schlabach die Jubilare. „Der Erste Bevollmächtigte Hartwig Durt wollte sich nicht selbst eine Feier ausrichten, denn auch er wird heute für seine 40-jährige Mitgliedschaft geehrt“, sagte Schlabach. Er dankte den Geehrten für ihre langjährige Treue zur Gewerkschaft und betonte: „Ihr seid Vorbild für die Jüngeren und Träger der Organisation. Dennoch ist die IG Metall Siegen eine junge Organisation – eine junge Organisation mit Tradition.“ Festredner Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des DGB NRW, dankte den Gewerkschaftern dafür, dass sie in Jahrzehnten an der Demokratisierung in Betrieben und in der Gesellschaft mitgewirkt und viel für Arbeitnehmer erreicht hätten. Es gebe aber nach wie vor viel zu tun, weil Minijobs, ausufernde Leiharbeit, Scheinwerkverträge, Dumpinglöhne und befristete Arbeitsverträge auf dem Vormarsch seien. Es müsse eine sozialere, gerechtere und arbeitnehmerfreundlichere Politik geben, sagte der DGB-Vorsitzende. Dabei würden die Erfahrung und das Wissen der älteren Gewerkschafter heute dringend gebraucht.
Lachen ist gesund – so gesehen trug das Varietee „Sterne des Südens“ zur Gesundheitsförderung bei.

Die Jubilare waren vor 25, 40, 50 und 60 Jahren in die IG Metall eingetreten. Meyer-Lauber blickte auf Errungenschaften dieser Jahre zurück: 1953 war der Deutsche Gewerkschafsbund erst vier Jahre alt, hatte mit der Montanmitbestimmung und dem Betriebsverfassungsgesetz aber bereits Gewerkschaftsgeschichte geschrieben. 1963 bekannte der DGB sich im „Düsseldorfer Grundsatzprogramm“ zur sozialen Marktwirtschaft, ohne jedoch der paritätischen Mitbestimmung abzuschwören. Erstmals setzten Gewerkschaften sich intensiv mit Bildungspolitik auseinander und forderten ein durchlässiges Bildungssystem – ein Dauerbrenner, wie Andreas Meyer-Lauber verdeutlichte: „Wir kämpfen noch heute für Chancengleichheit im Bildungssystem.“
„The Pearls“ unterhielten die Jubilare mit einem breiten Repertoire, das von Blues, Rock und Pop bis hin zu aktuellen Musiktrends reicht.

Auch der 1973 gegründete Europäische Gewerkschaftsbund wirkt nach: „Wir sehen heute, dass die Solidarität der Arbeitnehmer in Europa mehr denn je gefragt ist“. Damals hatte der DGB zudem wichtige Gesetzesvorhaben angestoßen, die in Konkursausfallgeld und dem Einstieg in die Rente mit 63 mündeten. Vor 25 Jahren, in einer von Deregulierung des Sozialstaats und Privatisierung geprägten Zeit, setzten die Gewerkschaften Erziehungsurlaub und Erziehungsgeld durch. Die Stahlwerksschließung in Rheinhausen konnten sie zwar nicht verhindern, aber verdeutlichen, dass der Strukturwandel sozial gestaltet werden muss. Diese Schlaglichter in die Vergangenheit zeigten, so der Redner: „Wir haben nicht immer alles erreicht, aber wir haben viel auf die Beine gestellt – ihr alle habt daran mitgewirkt.“